The term suspension of disbelief or willing suspension of disbelief has been defined as a willingness to suspend one's critical faculties and believe something surreal; sacrifice of realism and logic for the sake of enjoyment. [...]
Suspension of disbelief is also supposed to be essential for the enjoyment of many films and television shows involving complex stunts, special effects, and seemingly unrealistic plots and characterizations.
Eine Sache, die mir am Herzen liegt und mir in letzter Zeit häufiger auf Cons in einem semi-realistischen Setting auffällt ist, dass Dinge für meinen Geschmack zu ernst genommen werden, bzw. zu sehr "zerdacht" werden. Charaktere - und ganz insbesondere NSC und IT-SLs - tun gerne einmal Dinge, die völlig unlogisch, vielleicht eigentlich unmöglich, oder ab und an auch schlicht dumm sind, wenn man die Realität zugrunde legt. Das wird aber erst zu einem Problem, wenn man es auswalzt und es explizit zu bespielen versucht, statt über manche Dinge vielleicht einfach etwas großzügiger hinwegzusehen. Ich bin nicht allzu gut im Spinnen großer, allgemeingültiger Larp-Theorien und habe auch kein wahnsinniges Interesse daran, eine Wissenschaft daraus zu machen. Darum nur ein-zwei konkrete Einzelbeispiele, die mich persönlich betrafen oder die ich selbst so beobachten konnte.
- Am Freitag waren wir als russische Angreifer unglaublich hart im Nehmen. Wir haben Unmengen Kugeln gefressen und sind einfach nicht umgefallen... stattdessen haben wir uns irgendwann einfach so nach Übermittlung der Nachricht wieder zurückgezogen.
Was nun passierte: Es wurde lang und breit diskutiert, warum diese Angreifer anscheinend völlig unverwundbar sind. Ein paar der Theorien waren echt gut und brachten nachher diversen Leuten Spiel mit der Gefangenen - es sind Replikanten, sie haben Drogen intus, sie haben spezielle Naniten. An dem Punkt habe ich noch kein Problem, ganz im Gegenteil sogar.
Aber ein Haufen Leute hörte einfach nicht damit auf, insbesondere gegenüber unseren EUFOR-Charakteren unglaublich penetrant immer und immer wieder darauf herumzureiten, wie völlig unzerstörbar diese Angreifer doch gewesen waren. Ich konnte hier irgendwann nur noch die Augen verdrehen und war verführt zu antworten "Ich habe deinen Wink mit dem Funkmast zur Kenntnis genommen, du kannst aufhören!"
Jetzt könnte man sich OT doch aber auch einfach denken, warum die Angreifer so unzerstörbar sind... Es sind NSCs, die die Anweisung haben, am ersten von zwei Tagen einfach noch nicht groß umzufallen und bestimmte Plotziele voranzutreiben. Für diese NSC-Sache gibt es zwei Lösungen: Wellen-NSC, die immer andere Leute darstellen, oder eben NSC, die erst dann umfallen, wenn die SL-Vorgabe es sagt. Da wir Charaktere und nicht nur Masse sein sollten, war es letzteres.
- Soames und Alexander haben diverse Dinge mehr oder weniger durchgehen lassen, auch wenn kein Vorgesetzter mit halbwegs intakten Moralvorstellungen das tun sollte... beispielsweise die Folter der Gefangenen nicht weiter zu verfolgen und sowohl Täter als auch Anstifter davonkommen zu lassen.
Eigentlich müssten CO und XO sowas sofort im Keim ersticken, wenn sie etwas davon mitbekommen. Und so, wie beide Charaktere angelegt sind, würden sie das vermutlich auch tun. Warum tun sie das aber nicht? Klar, weil sie eben auch noch SLs sind und den SC ihre Spielmöglichkeit geben wollen. Es im Nachhinein hart zu verfolgen und zu bestrafen ist auch kaum möglich, den realistisch betrachet müssten Nyborg und die Marokkaner jetzt suspendiert werden und auf ihr Militärgerichtsverfahren warten.
Wenn man so anfängt, kann sich aber am Ende kaum noch jemand trauen, irgendwas spannendes außerhalb der Norm zu tun, weil er damit seinen Charakter zu verlieren droht. Darum kann man auch nur die absoluten Extreme des Fehlverhaltens verfolgen. Das wissen wir auch alle... und darum finde ich es bedauerlich, wenn ein solches "Wegsehen aus OT-Gründen" den SL-Charakteren längerfristig angekreidet wird. Zumindest dann, wenn sie sich nicht hingestellt haben und deutlich zu erkennen gegeben haben "Hey, wir fanden diese Vorgehensweise völlig in Ordnung!"
- Ein etwas anders gelagerter Punkt, der aber irgendwie trotzdem dazu gehört und mich MASSIV geärgert hat. Vor Sorokins erstem Funkspruch sind wir bis dahin bereits bekannten Russen-NSC im Abstand von ein-zwei Minuten aus dem Haus Richtung Bunker gelaufen. Das war natürlich ein Versuch, etwas unauffälliger als im großen Pulk zu verschwinden. Okay, es ist ein paar der Leute, von denen zu jeder Tages- und Nachtzeit sehr viele direkt vor dem einzigen Ausgang saßen, trotzdem aufgefallen. Einer von uns hörte dann den Kommentar "Ist die Theorie ja bestätigt, da läuft der nächste von ihnen." (oder sehr ähnlich).
Och Leute, echt jetzt? Hey, wir alle merken als SC auf, wenn die NSC sich irgendwo zusammenrotten oder mit gekreuzten Armen vorbeilaufen. Aber das muss doch nun wirklich nicht sein. Es ist OT, es ist unnötig, und es macht auch noch die paar wenigen aufmerksam, die es vielleicht doch nicht bemerkt haben. Statt einer anders geplanten Szene kam dann aus anderen Gründen spontan doch ein Funkspruch, und ich war froh drüber, einfach wieder mit den beiden Replikanten demonstrativ zurücklaufen zu können. Bitte, bitte, bitte - versucht doch, sowas zu übersehen oder zumindest nicht noch zu kommentieren. Schaut weg, spielt blind, geht weiter eurer IT-Tätigkeit nach.
Im Endeffekt ist das beides ein wenig, wie wenn auf Fantasylarps ein Auto vorbeifährt und fünf Leute rufen "OH, ein DRACHE!", statt das Auto einfach unkommentiert vorbeifahren zu lassen. Natürlich sage ich nicht, dass solche Dinge nun - wie das Auto - einfach völlig ignoriert werden sollen. Es ist absolut okay, Theorien zur Beinahe-Unverwundbarkeit der Russen zu spinnen, die sehr gut in die Welt passen oder auch Soames/Alexander darauf anzusprechen, warum sie nicht härter gegen diesen Menschenrechtsverstoß vorgehen. Ich würde mir da teilweise nur etwas mehr Maß wünschen und ab und an etwas mehr Bereitschaft, solche offensichtlich OT-Gründen geschuldete Unmöglichkeiten, Dummheiten oder Blindheit hinzunehmen... und vielleicht ab und an auch selbst etwas doofer und blinder zu sein, als man es eigentlich wäre